Lesung koreanische Lyrik

 

Koreanische Lyrik – gelesen von Majam Azemoun am 14.Juni 2023

 

Mit der heutigen Veranstaltung, einer Lesung koreanischer Lyrik, wollen wir einen Bogen schlagen zu einer anderen, aber doch verwandten künstlerischen Ausdrucksform, die in besonderer Weise mit den Arbeiten von Mi Ran Kim korrespondiert.

 

Die Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Marjam Azemoun wird dabei Gedichte und kurze Texte von drei noch lebenden koreanischen Dichtern bzw. eines Dichters vortragen, die ihre Prägungen durch ihre besonders Lebensläufe erhalten haben.

 

Frau Yang-Shik Kim ist stark von der indischen Kultur und Philosophie geprägt.

Der zweite Dichter Jae-Hyeok Kim dagegen hat wesentliche Einflüsse aus Europa, besonders aus Deutschland erhalten.

Die Biographie des letzten Autors Ko Un ist sehr stark mit der koreanischen Geschichte verbunden: mit der Besetzung durch die Japaner bis zum Ende des zweiten Weltkriegs, mit der danach in Südkorea bestehenden Militärdiktatur und schließlich 1989/90 dem Übergang in die Demokratie.

 

Wir beginnen mit Kurzgedichten von Yang-Shik Kim aus dem Band „Jeder Augenblick“.

 

Frau Yang-Shik Kim wurde 1931 in Seoul geboren. Sie studierte Anglistik und indische Philosophie und kam dadurch in Kontakt zu Tagore, einem bengalischen Philosophen und Dichter, von dem sie viele Werke übersetzte. Tagore war der erste asiatische Literaturnobelpreisträger. 

Sie gründete die Tagore Gesellschaft von Korea und sammelte viele indische Kulturgegenstände, aus denen das Museums für indische Kunst in Seoul entstanden ist.

Sie erhielt den Padma Shrii, einen der höchsten indischen Zivilorden.

Seit 1969 veröffentlicht sie Gedichte. Ihre frühen Gedichte befassen sich mit Liebe und dem Kummer koreanischer Frauen. Bezugsrahmen ihrer späteren Arbeiten ist die indische und koreanische Kultur und der Buddhismus. Sie ist Mitglied des PEN Zentrums Korea.

Sie hat viele Zweizeiler geschaffen, die buddhistische, koreanische und indische Lebensweisheiten zusammenbringen und sich mit Fragen beschäftigen, die sich am Abgrund des Lebens auftun sowie mit Themen, die die Schönheit und Rätselhaftigkeit der Natur betreffen.

 

Es folgen Gedichte von Kim Jae-Hyeok aus dem Buch „Gedankenspiele“.

 

Kim Jae-Hyeok, geboren 1959 in der südkoreanischen Provinz Chungbuk, studierte Germanistik an der Korea Universität in Seoul und an der Universität Köln. Seit 1996 ist er Professor für Germanistik an der Korea Universität Seoul. Er hat viele Werke deutscher Dichter ins Koreanische übersetzt: Goethe, Rilke, Kafka, Grass. Seine ersten Gedichte sind 1994 erschienen. In seinen Gedichten finden sich vielfältige Bilder von Menschen mit alltäglichen Lebenssorgen und in denen sich zwischen den Zeilen die Fragen finden:  Wozu leben wir? Worin können wir den Sinn des Lebens finden.

 

 

Zum Schluss hören wir Texte von Ko Un 

 

Ko Un wurde 1933 in der Provinz Chollabukdo geboren. Bis 1945 war Korea von den Japanern besetzt. Ko Un erhielt einen japanischen Namen. Seine Bildung war vom japanischen Schulsystem geprägt. 

Im Rahmen des Koreakrieges musste er Zwangsdienst in der nordkoreanischen Volksarmee leisten, was zum psychischen Zusammenbruch und einem Selbstmordversuch führte.

Mit Anfang 20 trat er in ein buddhistisches Kloster ein, in dem er 10 Jahre lebte und als Bettelmönch durch Korea zog. Er gründete eine buddhistische Zeitung und veröffentlichte 1959 und 1960 erste Gedichtbände.

Enttäuscht vom Klosterleben gab er 1962 sein Leben als Mönch auf und gründete eine Schule für sozial benachteiligte Kinder und veröffentlich 1966 einen weiteren Gedichtband.

1967 kehrte er nach Seoul zurück und geriet erneut in eine psychische Krise mit Alkoholsucht und einem erneuten Selbstmordversuch.

Ab Anfang der 70-igerJahre stabilisierte er sich, als er schrittweise in eine führende Rolle in der koreanischen Demokratiebewegung hineinwuchs. Er übernahm den Vorsitz eines Schriftsteller- Verbands für die Verwirklichung der Freiheit und geriet dadurch in den Fokus des Geheimdienstes.  Er wurde mehrfach verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Gleichzeitig erhielt er 1974 den höchsten Koreanischen Literaturpreis. 1980 wurde er als angeblicher Rädelsführer eines Volksaufstandes verhaftet, gefoltert und zu lebenslanger Haft verurteilt.1982 begnadigt, 1989 erneut kurzzeitig festgenommen. Mit der demokratischen Entwicklung in Süd-Korea verändert sich auch sein Leben. 1990 wird er Präsident des koreanischen Schriftsteller Verbandes und 1992 Professor für koreanische Sprache und Literatur an der Kyonggi- Universität.

Als der südkoreanische Präsident Kim Dae-jung im Rahmen der Sonnenscheinpolitik zu Friedensgesprächen nach Nordkorea reiste, wurde er von Ko Un begleitet.

Ko Un war mehrfach als Anwärter für den Literaturnobelpreis im Gespräch.

 

 

 

Druckversion | Sitemap
© diekleinegalerie