1. März 2024

 

Andrea Zaumseil im Gespräch mit Gabriele Nocker und Martin Oswald.

„Kunst in unruhigen Zeiten“

 

Wirken sich aktuelle Geschehnisse und gesamtgesellschaftliche Probleme auf die künstlerische Arbeit aus und wenn ja, wie?

Oder geht es in der Kunst nur um ein zweckfreies „interesseloses Wohlgefallen“(Kant)?

 

 

Andrea Zaumseil hat Germanistik und Geschichte in Konstanz und Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert. Von 2003 bis 2023 hatte sie eine Professur für Bildhauerei/ Schwerpunkt Metall an der Burg Giebichenstein der Kunsthochschule Halle. Ihre künstlerische Tätigkeit liegt im Bereich der Zeichnung und der Stahlplastik. Viele ihrer Arbeiten befinden sich im öffentlichen Raum.

 

Andrea Zaumseil legten beiden Künstlern/in die Frage vor, was es für sie bedeutet, in dieser aktuell so schwierigen Zeit sich künstlerisch zu betätigen. Ist es schwerer, sich darauf zu konzentrieren oder vielleicht eher eine angenehme Ablenkung?

 

Sowohl Frau Nocker als auch Herr Oswald gaben an, dass ihnen die Geschehnisse, mit denen man täglich in den Nachrichten und Bildern konfrontiert wird, bewusst sind. Das Zeitgeschehen geht in einer schwer zu bestimmenden Weise in ihre Arbeit  ein. Aber ihre Arbeiten sind keine Kommentare oder direkte Stellungnahmen. Frau Nocker zitierte Günter Eich, wonach die Aufgabe von Kunst sei, etwas Sand ins Getriebe zu werfen, Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen, Möglichkeitsräume zu öffnen, wie es auch anders sein könnte.

In Martin Oswalds zeichnerischen Arbeiten wird durch Verwendung von Fotografien z.B. von der Invasion in den Gaza-Streifen oder vom zerstörten Mariupol unmittelbar Bezug auf gegenwärtige Ereignisse genommen. Darin, so Martin Oswald, komme seine Betroffenheit über die Ereignisse zum Ausdruck.

 

In der Diskussion bestand Einigkeit darüber, dass das Wesentliche künstlerischer Arbeiten die Vielfalt ihrer Deutungsmöglichkeiten ist. Die Arbeiten werden von den Betrachtenden in ganz unterschiedlicher Weise wahrgenommen. Und auch der Künstler/die Künstlerin vermögen bei der Arbeit nicht, die verschiedenen Deutungsebenen ihrer Werke zu überblicken.

 

Das zeigte sich auch im breiten Spektrum der Kommentare der Besucher*innen zu den ausgestellten Arbeiten, die damit den Wert der Zeichnungen und Skulpturen als vieldeutig interpretierbar bestätigten.

 

 

Druckversion | Sitemap
© diekleinegalerie