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André Bednarczik wurde als Sohn des Malers Rudolf Bednarczik geboren.
Sein Vater war Professor für Malerei am Fachbereich 1 der Hochschule der Künstler, jetzt UdK.
Von früher Kindheit an ist er in einer künstlerisch geprägten Umgebung aufgewachsen. Die Sommermonate verbrachte er mit den Eltern in einer Künstler-Kolonie in Dänemark. Auch die Mutter und seine ältere Schwester malten. Er erlebte nicht nur die künstlerische Arbeit selber aus nächster Nähe, sondern auch das relativ freie, selbstbestimmte Leben und den Umgang der Künstler miteinander. Bekannte Maler kamen zu Besuch und man tauschte sich über die eigenen Arbeiten aus.
Der Vater stand den Möglichkeiten einer beruflichen Existenz seines Sohnes als freier Künstler skeptisch gegenüber. Der Sohn sollte etwas studieren, das aussichtsreichere Gelderwerbs-möglichkeiten versprach. Als Kompromiss studierte er zunächst Architektur, was ihm aber bald als zu bautechnisch ausgerichtet erschien. Schließlich wechselte er an den Fachbereich Kunstpädagogik, wodurch sich mit dem Zweitfach Geschichte die Möglichkeit einer Tätigkeit in der Schule eröffnete. Hier konnte er auch nicht auf seinen Vater als Lehrer stoßen. Stattdessen wurde er ein Schüler von Fred Thieler, einem damals schon bekannten Maler des Informel.
Was hat ihn mehr geprägt? Der Einfluss seines akademischen Lehrers oder doch mehr das Vorbild seines Vaters?
Bednarczik selber bezeichnet als seine Vorbilder die Maler der klassischen Moderne: Picasso, Matisse, Miro.
Wesentliche Einflüsse auf seine Arbeit stammen aus seiner intensiven Beschäftigung mit Werken von Malern verschiedener Epochen, die er nach dem Examen in den Berliner Museen studierte. Hier schulte er seinen Blick und seine Technik und gewann schrittweise die gestalterische Sicherheit, die seine Arbeiten heute auszeichnen. Dabei ist der Einfluss der französischen Impressionisten unverkennbar.
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Der Maler als Flaneur. Der Flaneur ist ein Mensch, der im Spazierengehen schaut, genießt und planlos umherschweift . Heute wird der Begriff vorwiegend auf die Großstadtsituation bezogen. Ein früheres Bild war der Wanderer. André Bednarczik ist ein solcher Wanderer, ein Umher-Reisender, der das, was er beobachtet, seine Gedanken und Gefühle aufschreibt und auf-zeichnet. Damit befindet er sich in einer langen Tradition von Malern, die ihre Reiseeindrücke in Zeichnungen festgehalten haben.
Goethe (1788): „Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.“
André Bednarczik reist gern, besonders liebt er das Meer, er schreibt auf und malt beiläufig, was sich ihm darbietet. Er sucht nicht nach Motiven, er findet sie: die Scheune in Kent, ein regnerischer Abend in Le Tréport, der Angler am Leuchtturm, Regattaboote am Strand. Es sind keine spektakulären Motive, es geht eher um die besondere Atmosphäre, die Stimmung: ein kleines Boot im rauen Wetter, Hühner vor einem Bauernhaus. Die Malerei und auch die Texte sind Skizzen, zarte Aquarelle, Tusche und Bleistiftzeichnungen, manchmal wie hingehaucht. Er ist ein sinnlicher, die Atmosphäre erfassender Maler. Natur ist ihm immer eine Inspiration. Seine Arbeiten drücken seine Wertschätzung aus für die Schönheit der Natur. Natürlich gibt es auch dunkle Seiten auf der Welt, aber das Leben und die Natur sind per se etwas Großartiges. Er ist ein positiv gestimmter Maler, der seiner Freude am Leben und an der Natur Ausdruck gibt, mit Achtung und Dankbarkeit.
Die Ausstellung hier hat sich auf seine Landschaftsbilder konzentriert. Seine Erfassung und die Sicht- und Spürbarmachung des Atmosphärischen findet sich ebenso in seiner figürlichen Darstellungen wie dem Interieur mit Modell und dem Mann aus dem Süden. Für seine nicht gegenständlichen Arbeiten wird auf den Katalog verweisen.
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André Bednarczik hat sich früh für das unabhängige Leben als freier Künstler entschieden. Er wollte und will machen, was ihm gefällt – unabhängig von den Strömungen des Kunstmarktes.
Seit 1978 betreibt er eine private Malschule. Vielen Maler/innen war er eine Unterstützung bei der Erstellung einer Bewerbungsmappe für die UdK.
Sein Atelier liegt im Zentrum der Stadt, in der Friedrichstr., gleich am Checkpoint Charlie. Das Atelier ist der Lebensraum des Künstlers, in dem alles zusammen kommt: Leben, Arbeiten, Ausstellen. Hier hat er sich die Umgebung und Atmosphäre geschaffen, die er für seine kreative Arbeit benötigt. Zusätzlich lässt er sich durch Musik und Tanz anregen.
Zu seinem runden Geburtstag hat er einen Katalog vorgelegt, einen Überblick über seine Arbeiten. Darin kann man mit ihm durch seine Erinnerungen und Erlebnisse streifen, festgehalten in Bild und Wort und mit Gedanken zur Kunst verknüpft.