Karl Erich Müller - ein Maler der Halleschen Schule und seine Weggefährten

 

Karl Erich Müller (1917–1998) war ein deutscher Maler und Graphiker. Nach dem Krieg zählte er zu den von den Professoren Erwin Hahs und Charles Crodel geprägten Mitgliedern der Halleschen Schule. War seine frühe Malerei formal vom Expressionismus beeinflusst, so nahm darin die Zeichnung im Laufe der Zeit immer mehr Raum ein. Thematisch dominiert die realistische Darstellung der Lebenswelt arbeitender Menschen, ergänzt durch Porträts, zahlreiche Reisebilder, Zeichnungen und Illustrationszyklen. Die Galerie zeigt einen kleinen Querschnitt aus seinem Schaffen und Arbeiten von Freunden und Weggefährten.

 

 

Gerhard Hanloser aus junge welt vom 18.10.2022

 

Alle kennen Willi Sitte. Kaum einer kennt Karl Erich Müller (1917–1998). Zu Unrecht: Der Künstler aus Halle war Träger mehrerer DDR-Kunstpreise, illustrierte mit abstrakten Zeichnungen Klassiker von Nikolai Gogol, Thomas Mann oder Günter Grass und schuf sozialrealistische Werke wie die Arbeiterdarstellung »Der Monteur«. Intensive Reisen in den asiatischen Teil der Sowjetunion, nach Indien und Pakistan regten ihn an, den sozialistischen Realismus mit außereuropäischen Stilen anzureichern. Ihm gelangen faszinierende Darstellungen der Menschen des globalen Südens. Dass der Sozialismus ihnen ein besseres Leben offeriert, in dem die Produktionsverhältnisse auf eine höhere Stufe gestellt sind, daran hatte der Arbeitersohn und Antifaschist keinen Zweifel.

»Lasst die Künstler Kunst machen«, soll er gegenüber einigen SED-Kulturfunktionären gesagt haben, über deren mangelndes Kunstverständnis er sich im privaten Rahmen lustig machen konnte, wie seine Tochter Susanne Tischewski zur Eröffnung der Bilderschau in der kleinen Galerie in Friedenau am 30.9. erläuterte. Ein Bild von ihr als Fünfjährige empfängt im Eingangsbereich der Ausstellung die Besucher.

Müller war ein hochgeschätzter Künstler – heiter und ohne Profilierungssucht, Intriganz und Opportunismus lagen ihm fern. Die Ausstellung zeigt neben vielen Landschaftsbildern einige ihm privat gewidmete Arbeiten von Willi Sitte, Fritz Stehwien und Otto Müller. Viele von K.E. Müllers eigenen Bildern in der Ausstellung, wie das expressionistisch anmutende Bildnis »Kartoffelleser« von 1951, zeigen noch nicht den politischen Künstler, der beispielsweise nach 1989/90 Bilder gegen den Zeitgeist schuf. Seine antikolonialen Werke aus den 60er Jahren für die Befreiung der Algerier und der Vietnamesen zeugen ebenso vom tief empfundenen Internationalismus des Malers wie die Bilder von 1991/1992, die Flüchtlingselend und das Schicksal der Kurden zeigen. Aber dieser Karl Erich Müller muss erst noch (wieder-)entdeckt werden.

 

 

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